VOM LERNEN UNTERWEGS

Dino-Experte Len teilt sein Wissen mit der Gruppe 🙂

Homeschooling, Unschooling, Freilernen. Wer seine Kinder für kurze oder lange Zeit aus der Schule nimmt, kann aus einer Vielfalt von Möglichkeiten wählen, wie es mit der Bildung jenseits des Klassenzimmers weitergeht. Wir haben das große Glück, eine Grundschullehrerin als Oma und sehr neugierige kleine Menschen als Kinder zu haben. Darum sind wir tatsächlich mit einem guten Gefühl und jeder Menge Schulmaterialien für ihre Altersstufe gestartet, haben aber als roten Faden unserer schulischen Bespaßung die Projektwoche gewählt. Ob also zum Beispiel „Entstehung der Erde“ oder „Dinosaurier“ – jedes Thema lässt sich auf Reisen großartig in verschiedene Richtungen spinnen und neu beleuchten. Beim Schwerpunkt Dinosaurier zum Beispiel haben wir eine Woche lang Dinos gemalt, gezählt, aufgeschrieben, mit Lego gebaut, Fossilien selbst hergestellt, einen Dinopark besucht und am Ende einen lustigen Test gemacht. Tadaaa, fertig waren die Dinoexperten. Len durfte als Fachmann Lehrer sein und konnte gleich lernen, wie man sich vorbereitet, die „Klasse“ bei Laune hält und das eigene Wissen teilt. ?

Die Idee ist uns gekommen, als Len’s Grundschule eine Projektwoche veranstaltete und unser Sohn 5 Tage lang auf eigenen Wunsch hin das Thema „Entdecke die Schnecke“ durchackerte. Er könnte heute noch im Schlaf sein Wissen runterbeten und hat es sichtlich genossen, mal inhaltlich nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern bei einem Thema wirklich einzutauchen. Das fanden wir ziemlich einleuchtend und haben das Konzept mit auf Reisen genommen.

Kunstunterricht: Steine sammeln, bemalen und auf dem Campingplatz verkaufen

Unabhängig von unseren Projektwochen, die je nach Ort, Stress und Stimmung auch mal gar nicht funktionieren wollen, haben uns Len und Pauline seit unserem Reisestart Ende Juni bestätigt, was wir Eltern uns vom Lernen unterwegs erhofft haben: Hat ein Thema das Interesse der Kinder geweckt, gibt’s kein Halten mehr und der Rest geht von alleine.

Pauline (5) zum Beispiel hat in Kroatien ganz schnell verstanden, wieviel Freiheit und Spaß ihr Bruder und andere Kinder im Meer gewinnen, wenn sie schwimmen können. Also hat sie unermüdlich und wirklich jeden Tag im flachen Wasser geübt, bis die Schwimmbewegungen saßen. Als das geklappt hat, kam das Tauchen und Reinspringen an die Reihe. Und so ist aus einer kleinen Nichtschwimmerin innerhalb von nur wenigen Wochen eine kleine Meerjungfrau geworden – ohne Kurs und ohne unsere Hilfe, aber mit ganz viel Willenskraft und der nötigen Zeit, die im Alltag so oft fehlte.

Abendspaziergang als Entdeckungstour

Vorgestern meinte Pauline dann (auf einem Bauernhof und mit einem Regenwurm in der Hand ?), dass sie nun gern Lesen lernen möchte. Nachdem wir mit früheren ABC-Versuchen bei ihr nur für gähnende Langeweile sorgten, hat sie jetzt Lust dazu. Weil sie begriffen hat, dass Len wegen seiner Fähigkeit zu lesen immer vor ihr Bescheid weiß. Und weil sie begriffen hat, dass sie während unserer Autofahrten nur Bilder angucken und ihr großer Bruder derweil ganze Geschichten erleben kann. Und genau darum geht es. Wenn die Kinder wissen, warum es sich lohnt, das ein oder andere zu lernen, braucht es keinen Druck oder Überredungskunst. Sie wollen und sie werden. Das dürfen wir seit Wochen jeden Tag hautnah miterleben.

Len (8) hat seit unserem Start Schach spielen gelernt, taucht jetzt ohne Probleme sechs Meter tief, liest Harry Potter, hat ein eigenes Brettspiel erfunden, organisiert gern ausgetüftelte Schnitzeljagden für uns und alle, die Lust dazu haben und interessiert sich dafür, welche Wolkenformationen welches Wetter bringen. (Wahrscheinlich weil seine Eltern sich schon mehrmals auf die deutsche Wetter-App verlassen haben und wir abgesoffen sind…?

Neues Hobby: Schach mit Papa

Derzeit leben wir ganz gut mit unserem Mix aus Projektwochen, den Schulmaterialien von Oma und dem Freilerneransatz. Aber in der Praxis merken wir sehr stark, dass die von den Kindern gewählten Interessen mit Abstand am besten hängen bleiben. Mal schauen, wie sich die nächsten Monate entwickeln.

Wir hatten eigentlich nie Probleme mit unserem Schulsystem und haben uns in erster Linie wegen unserer Reise mit dem Freilerneransatz auseinandergesetzt. Aber zu sehen, wie Kinder sich entwickeln, wenn sie die Zeit und den Raum haben, die Welt um sich herum zu entdecken – da zweifelt man schon, ob der gleiche Lehrplan für alle Kinder der richtige Ansatz ist. Und ob sich das jemals wieder richtig anfühlt…

2 Comments
  1. Andreas 6 Jahren ago

    Ich wünsche Euch weiterhin eine wundervolle und bewegende Zeit

    • Bine 6 Jahren ago

      Vielen lieben Dank, Andreas!!! Viele Grüße aus Spanien.

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