NEUES LEBEN, NEUER BEITRAG

Nun ist unser letzter Blog-Artikel auf den Tag genau schon wieder drei Monate her und so viel ist passiert seitdem. Hier also mal eine kleine Zusammenfassung, was sich in den letzten Monaten so getan hat bei uns Kruppas. 🙃
NEUE SCHULE
Die Kinder sind schon seit Mitte April glücklich in ihrer neuen Freien Schule im Grünen. Dazu wird es noch mal einen separaten Beitrag geben. Aber so viel schon vorab: Pauline und Len haben jeweils schnell Freunde gefunden, verabreden sich, was das Zeug hält, genießen es, morgens eine Stunde später als vor unserer Reise und mit ganz leichtem Gepäck in ihren Tag zu starten und kommen gut mit, was die schulischen Inhalte angeht.
Da die Freie Schule altersübergreifend arbeitet, ist Pauline (wäre jetzt regulär Erstklässlerin) in der Gruppe der 1. und 2. Klasse und Len (wäre jetzt regulär Viertklässler) schon bei den 5.- und 6. Klässlern. Erst nach den Sommerferien stoßen seine Altersgenossen also offiziell dazu. Da er allerdings im März schon bei den „Großen“ hospitiert hatte und gleich sozial und schulisch gut Anschluss fand, haben die Verantwortlichen entschieden, ihn bereits vor den Sommerferien dort einzugliedern.


NEUES ZUHAUSE
Die ein oder andere Nacht habe ich (Bine) von unterwegs aus gegrübelt, wie schwer es wohl werden würde, wenn zwei Selbstständige ohne Wohnsitz, dafür mit Hund, zwei Kindern und großem Wohnwagen was zur Miete suchen. Wir sind ja derzeit nicht gerade die Traumkonstellation des durchschnittlichen Vermieters und konnten uns auch noch lebhaft daran erinnern, wie viele Menschen sich oft gleichzeitig für eine Immobilie interessieren.
Außerdem haben wir uns nach zwei Jahren in der Natur und mit Camping-Hund nur schwer vorstellen können, in ein Mehrfamilienhaus ohne Garten zu ziehen. Und wir wussten ja – Haus mit Garten zur Miete gibt es überall recht selten. Doch nach der Leichtigkeit der letzten Jahre fühlte sich die Option, einen großen Kredit aufzunehmen, um etwas zu kaufen, wiederum gar nicht gut an. Also in der Summe eigentlich Grund genug, hier und da mal ins Zweifeln zu geraten, ob unser Wunsch nach einem Neustart im Grünen jemals aufgehen würde.
ABER die letzten Monate haben wieder mal bewiesen, dass Sorgen wie Nudeln sind. Man macht sich einfach immer zu viele davon. 😅
Zurückgekehrt nach Deutschland im tiefsten Lockdown bekamen wir im März dank Sondergenehmigung des lokalen Ordnungsamts Unterschlupf in einer wunderschönen umgebauten alten Dorfschule. Von hier aus konnten die Kinder in der Schule hospitieren und wir Großen nach der Zusage der Schule alles Weitere organisieren. Die traumhafte Lage der Übergangswohnung und die so herzliche, hilfsbereite Art unserer tollen Vermieter Inge und Raimund haben uns den Start in der neuen Heimat und den Reiseabschied definitiv leichter gemacht. Deren liebe Nachbarin Elke hat uns und die Kinder fast täglich mit Leckereien und Spielsachen versorgt und ein weiterer Engel hat uns dann zu unserem richtigen, jetzigen Zuhause verholfen.

Judith, die Teamerin (so nennt man die Lehrer an Freien Schulen) von Len, hat nämlich kurz nach der Hospitation der Kinder im lokalen Gemeindeblättchen eine Ausschreibung für ein Mietshaus gesehen, direkt an uns gedacht und die Anzeige weitergeleitet. Wir hatten zwar schon die Zusage der Schule, waren aber schon wieder weitergereist zur Familie. Dank ihres Tipps konnten wir also überhaupt von unserem Häuschen erfahren und den Vermieter trotz unserer eher unkonventionellen Rahmenbedingungen von uns überzeugen.
Vielleicht lag’s an unserer selbstgemalten, bunten Bewerbungsmappe, vielleicht an den leuchtenden Augen der Kinder, als uns der Vermieter den großen Garten zeigte und vom Reiterhof im Ort erzählte. Auf jeden Fall haben wir den Mietvertrag bekommen und durften Mitte Mai einziehen.
Mittlerweile wurde uns von mehreren Menschen berichtet, die das Haus auch besichtigt hatten und gerne haben wollten. Und zwischendurch haben wir uns schon hier und da mal gefragt, ob das alles wirklich nur Glück war. Denn so geschmeidig und federleicht es mit der Schule lief…
(Anekdote: Wir haben von Portugal aus deutschlandweit Freie Schulen kontaktiert. 5 Minuten nach meiner Mail an die jetzige Schule kam die Antwort „Spannend, dass ihr gerade jetzt schreibt. Heute Abend ist unsere Online-Info-Veranstaltung für Interessierte. Kommt doch von Portugal aus dazu.“)
… ging es auch mit der Suche nach einem Ort zum Leben. Wir wohnen nur 5 Minuten von der Schule entfernt in einer Anliegerstraße mit vielen Kindern im Alter unserer und haben auf der anderen Seite vom Haus nichts als Pferdekoppeln (zur großen Freude unseres Pferdemädchens), Wälder und Wiesen. Für manche sicher zu weit draußen, ländlich oder ab vom Schuss. Für uns gerade genau richtig.
Eben wie wir im letzten Beitrag geschrieben haben:
Was sein soll, findet sich. Mitterweile glauben wir ganz fest daran!





NEUE MENSCHEN
Seitdem wir hier wohnen, hatten wir so viele unglaublich nette, hilfsbereite und teils auch zufällig schöne Begegnungen, dass es einfach gut tut. Beim gemeinsamen Lagerfeuer durften wir alle angrenzenden Nachbarn richtig kennenlernen, genießen die spontanen und schönen Treffen mit anderen Familien der Freien Schule und haben sogar beim Einsammeln gebrauchter Möbel immer wieder Menschen kennengelernt, die uns mit ihrer herzlichen Art den Tag versüßten. Durch die viele Natur hier im Umfeld gibt es auch viele Hundebesitzer. Nacho ist also ein schöner Eisbrecher für nette Gespräche mit Menschen aus dem Ort und unsere Reise der letzten zwei Jahre ein netter Türöffner für alle, die ähnliches planen oder einfach mehr darüber wissen wollen. Auf jeden Fall werden wir viel öfter angesprochen als früher und genießen es sehr, auch nach der Reise regelmäßig neue offene Menschen kennenlernen und deren Geschichten lauschen zu dürfen. Unsere Hoffnung, an der Freien Schule nicht nur eine gute Lernumgebung für die Kinder, sondern gleichzeitig auch viele inspirierende und herzliche Leute zu finden, ist auf jeden Fall aufgegangen und wir sind superglücklich, wie unkompliziert und spontan wir dort Anschluss finden.



NEUER KRAM
Die Schattenseite unserer Rückkehr. Auf der einen Seite hat unser neues Leben viele schöne Freiheiten in Sachen Rückzug oder Selbstbestimmung mit sich gebracht und wir freuen uns wahnsinnig, es zwischen Wiesen, Wäldern und lieben Menschen so gut getroffen zu haben. Auf der anderen Seite mussten wir die leeren Räume unseres neuen Hauses mit den nicht mehr vorhandenen Möbeln füllen. Also haben wir (wenn auch fast nur gebraucht) im letzten Monat weit mehr Dinge gekauft und Geld ausgegeben als in den gesamten zwei Jahren zusammen. Wahnsinn!
So schön es ist, wieder auf einer richtigen Couch zu mümmeln und jederzeit Strom, Wasser und frische Wäsche genießen zu können – der Preis für all den Komfort ist hoch, denn jedes neue Teil kostet uns ein Stück unserer Leichtigkeit. Aber ein Haus gefüllt mit vier Campingstühlen ist dann auch wieder doof. 😅
Habt ihr gewusst, dass der durchschnittliche erwachsene Mitteleuropäer rund 10.000 Dinge besitzt? 😳

NEUE EINSTELLUNG
Die letzten zwei Jahre auf Reisen haben was mit uns gemacht und auch wenn wir wieder GEZ-Gebühren zahlen, Nacho nun eine Hundemarke trägt und wir wieder pünktlich die Tonnen an den Straßenrand stellen, haben wir viele Dinge von unterwegs aus mitgenommen. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass die Welt viel schöner wäre, wenn Menschen mehr zusammen am Lagerfeuer statt alleine hinter hohen Hecken und Zäunen sitzen würden. Dass es sich immer lohnt, mit Menschen ins Gespräch zu kommen – so unterschiedlich sie auf den ersten Blick auch sein mögen. Dass man sich bei jeder neuen Anschaffung ernsthaft fragen soll, ob man es wirklich braucht im Leben. Und dass man es sich überall schön machen kann, wenn man es nur zulässt.
Im Ankommen und es sich in kurzer Zeit so richtig nett machen sind wir nach über 60 Reise-Stationen mittlerweile echte Meister und es ist uns auch hier in unserer Heimat gut gelungen und wir sind sehr dankbar. Nun müssen wir nur noch lernen, zu bleiben und mal richtig dauerhaft Wurzeln zu schlagen. Wir geben unser Bestes. Und freuen uns trotzdem schon sehr auf die Sommerferien in unserem geliebten Wohnwagen mit einem Besuch am Meer. 😉
Seid ganz lieb gegrüßt. Vielleicht sehen wir uns bald am Lagerfeuer. ❤️