DER GROßE AUFBRUCH

Zwei Wochen Probe-Camping bei Darmstadt.

Schon fast drei Wochen ist es her, dass wir die Wohnungstür hinter uns zugezogen haben und unser Wohnwagen das neue Zuhause wurde. Wir wollten vermeiden, dass die Kinder am Ende in einer leergeräumten Wohnung schlafen, also sind wir einfach ein paar Tage vor der offiziellen Wohnungsübergabe und zwei Wochen vor Beginn unserer Reise auf einen nahegelegenen Campingplatz gezogen. Definitiv eine gute Entscheidung, denn so konnten wir uns 15 Tage lang so richtig einleben, mit allen Details des Wohnwagens vertraut machen und den Kindern einen weichen Übergang ermöglichen. 

Das Wetter war während der gesamten Zeit großartig, also war es auch nie Thema, nach Schule und Kindergarten in die alten Zimmer zurückzukehren. Lieber wollten die Zwerge im Pool auf dem Campinglatz planschen, dort mit den anderen Kindern das Draußen-Leben genießen und nachts ganz gemütlich mit allen Familienmitgliedern im großen Schlafbereich kuscheln. Für uns Eltern bot der Alltag mit Schule und Kindergarten genug Freiraum für die letzten Erledigungen und eine weitere Runde Ausmisten. Denn nach der Wohnungsübergabe türmten sich plötzlich alle für die Reise zurückgelegten Dinge – vorher schön verteilt auf Keller und 5 Zimmer – in unserem Vorzelt. Kein schöner Anblick! Wir haben in den letzten Wochen und Monaten aber so unfassbar viel Zeugs verkauft, verschenkt, gespendet und weggeworfen, dass es auf den letzten Metern gar nicht mehr schwer fiel, unsere Dinge an andere Camper abzugeben. Wichtige, weil emotionale Sachen wie Fotoalben, Kinder-Basteleien oder der Schulranzen haben wir natürlich behalten und bei den Großeltern eingelagert. 

Davon abgesehen haben wir in den zwei Wochen Probe-Camping realisiert, wie wenig Spielzeug die Kinder in der neuen Welt tatsächlich brauchen. Alles spielt sich draußen ab und außer dem Fahrrad, wenigen Büchern und den Lieblings-Kuscheltieren wurde nichts angerührt. Eigentlich ganz normal im Sommer oder Urlaub. Denn all das Spielzeug in den Zimmern der Kinder ist ja in erster Linie dafür da, die Zeit zuhause zu versüßen. Zeit, in der die Kinder wegen schlechtem Wetter oder uns beschäftigten Eltern nicht rauskönnen oder sollen.  

Auch wenn größere Katastrophen in unserer Phase des Aufbruchs zum Glück ausblieben – die letzten Wochen und Monate waren trotz aller Vorfreude auch die mit Abstand anstrengendsten und aufwühlendsten der letzten Jahre. Wir haben meterlange To Do-Listen abgearbeitet, ca. 90 % unseres Hausstands und viele liebe Menschen verabschiedet, einige (zum Glück wenige – toitoitoi) zwischenmenschliche Enttäuschungen erlebt und für alle organisatorischen Dinge sicher drei Mal so lang gebraucht, weil einfach kaum ein Amt oder Einrichtung wusste, wie man mit unserem Anliegen umgehen soll.*

Aber dann waren da auch wundervolle Gespräche und neue Bekanntschaften, die sich ohne unser Vorhaben wahrscheinlich nie entwickelt hätten, jede Menge Unterstützung von lieben Menschen, berührende Abschiedsgeschenke, ein großartiges Gefühl der Verbundenheit als Paar und ein Riesensack voll Vorfreude, wann immer wir an unsere Pläne dachten. Davon abgesehen merkt man ja oft erst, wie sehr man eine Sache wirklich möchte, wenn der Weg nicht so leicht ist.

Nun sind wir seit gerade einmal 5 Tagen auf Reisen und all die Anspannung und die Fragezeichen der letzten Wochen sind längst von uns abgefallen. Noch fühlen wir uns einfach wie im schönen Slowenien-Urlaub nach einer besonders stressigen Phase. Aber dann gibt es immer mal wieder Momente, in denen uns klar wird, dass das kein Urlaub, sondern ein neues Kapitel ist. Und das fühlt sich toll an. 


*Beispiel Finanzamt: Es gab eine Mitarbeiterin in der Hotline, die wusste, wie sie uns helfen kann. Leider hat sie mich dann an meine Sachbearbeiterin weiterverbunden, die sowas leider noch nicht gehört hat. Also musste ich unzählige Male die Hotline wählen, bis ich diese eine nette Dame endlich mal wieder am Apparat hatte und mir alles weitere notieren konnte. 🙂

3 Comments
  1. Ulii 6 Jahren ago

    Supertoll! Weiter so – genießen 🙂

  2. Irmgard Kunze-Weckerle 6 Jahren ago

    Endlich habe ich gefunden, wie ich über euch „weiterlesen“ kann und das trotz eines sehr heißen Samstags. Weiter gute und „stressfreie“ Weiterreise!
    Irmgard

  3. Irmgard 6 Jahren ago

    schönen Sonntag, bei uns ist es abgekühlt. Leitem euren Blog an unseren Sohn weiter, hoffe, ijhr habt nichts dagegen.

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